Geothermie braucht Schützenhilfe

Münsters größter entscheidender Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität kann nur mit Schützenhilfe von Bund und Land gelingen. Wie die beiden CDU-Landtagsabgeordneten Simone Wendland und Dr. Christian Untrieser bei einem Besuch der Stadtwerke erfuhren, steht das städtische Unternehmen in den Startlöchern, um bei der Nutzung von Geothermie deutlich voranzukommen. „Die Ergebnisse der vom Land Nordrhein-Westfalen finanzierten Untersuchung quer durch das Münsterland geben Anlass zu großer Hoffnung hinsichtlich des Potentials“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk. Man könne nun davon ausgehen, dass ein großer Anteil des Wärmebedarfs Münsters auf diesem Weg gedeckt werden könne. Allerdings brauche man noch weitere Untersuchungen und Bohrungen, um die Potentiale zu orten und zu bemessen. „Diese Untersuchungen kosten um die zehn Millionen Euro, die wir aber bereit wären zu investieren“, sagte Jurczyk. Diese Investition sei aber ein hohes unternehmerisches Wagnis, das man als kommunales Unternehmen ohne Absicherung nicht eingehen könne. „Wir brauchen so etwas wie eine Ausfallbürgschaft von Bund oder Land, falls es doch nichts wird und die Bohrungen umsonst waren“, sagte der Stadtwerke-Chef.

Die Stadtwerke gehen davon aus, eine Landesförderung und Teilfinanzierung für weitere Untersuchungen zu bekommen, so dass eine Ausfallbürgschaft des Bundes nicht für die komplette Summe nötig wäre. „Hier steckt der Teufel aber im Detail“, so Jurczyk. Seismische Untersuchungen seien aus Artenschutzgründen nur in den Wintermonaten möglich. Hinzu komme, dass die benötigten Messfahrzeuge knapp und auf lange Sicht ausgebucht seien und jeder einzelne Projektschritt aufwändig von der Bezirksregierung Arnsberg genehmigt werden müssen.

„Geothermie könnte der große Wurf bei der Wärmewende werden und die Treibhausgasemissionen drastisch senken. Entsprechend müssen wir damit auch umgehen und den Turbo einlegen“, sagte Untrieser, der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion ist. Wenn Artenschutzbestimmungen zeitnahe Bohrungen verhinderten, stelle sich die Frage nach den Prioritäten, zumal es sich nicht um dauerhafte Beeinträchtigungen handele. Wendland warb dafür, den Schwung der ersten Untersuchungen zu nutzen. „Woanders mag man auf Akzeptanzprobleme stoßen, wenn es um Bohrungen geht, im Münsterland haben wir nun erlebt, dass das ohne große Probleme gehen kann“, sagte die CDU-Abgeordnete. Zudem habe man in Münster mit den Stadtwerken ein hochmotiviertes Unternehmen, das die politische Rückendeckung der ganzen Stadt genieße. „Die ersten Untersuchungen im Münsterland waren als Pilotprojekt angelegt, jetzt muss der Pilotfisch auch weiterschwimmen können“, sagte Wendland.

Untrieser kritisierte, dass seit der vollmundigen Ankündigung des Bundes für ein 100 Projekte-Programm bei der Geothermie nicht viel passiert sei. „Im November war noch vom Erdwärmeturbo die Rede, den man jetzt gezündet habe, im Dezember hat der Bundeskanzler von Deutschlandgeschwindigkeit geschwärmt, als es um die Genehmigungsverfahren für die Flüssiggasterminals ging – jetzt darf nicht wieder die alte Behäbigkeit einkehren“, sagte Untrieser. Im Landtag werde man jedenfalls mit der CDU/Grünen-Koalition alle Hebel in Bewegung setzen, um der tiefen Geothermie in Münster und darüber hinaus zum Durchbruch zu verhelfen.